Lotusgarten Staffel 2: Goodbye Deutschland!
2021

Die Clique der Unerwünschten erobert die Festung „Oktogon“ der HfBK Dresden im Sturm und nimmt sie über drei Tage in Besitz. Mehrere installative Stationen bilden die Bastion der Protagonist*innen. An einer Staffelei werden fleißig Meisterwerke der Kunst produziert. An einem kleinen Beistelltisch werden das goldene Klappmesser und die AK-47 unaufhörlich poliert. Dümpelnd in einem Schlauchboot werden Cocktails gezecht und seltsame Laute durch ein Megafon in den Raum geschallt. An einem Tisch wird je nach Handform entschieden, ob Besucherinnen angenommen oder abgewiesen werden. Ob sie durchgehen oder nicht. Ob sie dazugehören dürfen oder nicht.






Wer sind diese Strangers?
Sind sie ihrem eigenen Film entschlüpft?
Eine knapp zweistündige 3-Kanal-Videoinstallation schildert Alltagsgeschichten der Protagonist*innen, die über drei Tage für jeweils 3 Stunden im realen Ausstellungsraum auftauchen, um dann wieder zu verschwinden. Dieter, weinerlich-rachsüchtiger Coronaflüchtling & Entertainer, die Terroristin, tierliebende Erlöserin von Almanya mit einem Faible für Dildos und kleine Kinder, und der malende Freigeist & Outdoor-Aktivist, der nicht genug bekommt von kreativen Channeling-Sessions.

Am Ende soll die Flucht nicht gelingen. Bei keiner der Protagonist*innen. Die Wut ist wie ein roter Faden, ein gemeinsames Substrat, aus dem sich jede Figur heimlich speist. Die Arbeit Goodbye Deutschland! lässt sich als Bildnis einer Antipolitik beschreiben oder als Antipolitiken, die als solche den Begriff des Politischen zerstören und gleichsam bereits ihren spezifischen Gegenvorschlag enthalten. Das gewaltvolle Ringen um Gehör erscheint stets vom Scheitern bedroht. Der Schmerz, den zu fühlen das Individuum nicht bereit ist und mit der nach außen gerichteten Gewalttätigkeit abgewehrt wird, bleibt dennoch spür- und sichtbar. Verloren treibend in einem alten Schlauchboot, brüllend, lachend tanzend und doch allein auf einer Demonstration, orientierungslos, wie ein ruheloser Geist beim Deutschlandspiel. Jede Position ist eine in sich widerständige. Und es wird klar, dass das Objekt dieses Widerstandes, ebenso seine Subjekte, keine Überschneidungen haben. Kein Wir – gegen – Die oder Gut – gegen – Böse, sondern Alle – gegen – Alle, Ich – gegen – Ich.

3-Kanal-Videoinstallation und Performance in Kooperation mit Leon Michel und Alban Rosenberger
mit freundlicher Unterstützung von Kena Loeckle, Antonia Silbermann und als Gast: Elih Ezî
Ausstellungsansicht: TERRITORIEN 2.0
25.-27.06.2021 im Oktogon, Kunsthalle der HfBK Dresden
Kollaboratives Performance-Happening der Klasse Aladağ | mit: Fachklasse für Bühnen- und Kostümbild Knut Klaßen sowie Studierenden der Klassen Carsten Nicolai, Susan Philipsz, Manuel Frolik und Wilhelm Mundt
Fotos: © Knuth Klaßen