Happy Baby Pose

2020-2021

Ein schwarzes Zelt, sakral anmutend (wie das Zelt mit der Bundeslade), davor zwei Keramikpoller, dunkel, weiß glasiert am oberen, runden Ende. Eine Kette dazwischen ist gerissen. Aus dem Zelt tönen Klänge, zunächst nähmaschinenartige Rhytmen, dann elektronisch modifizierter Gesang, wie eine Art Sakralgesang aus Disneyland. In dem Zelt steht ein Bildschirm, darauf eine schwarz gekleidete, weiß geschminkte Frau vor dunkelblau leuchtendem Hintergrund, die ein Stück Fleisch in ihren Armen wiegt und vor ihr, die zwei Keramikpoller und daran gekettet drei liegende Plüschtiger. Die Frau trägt eine Art Halfter, die ihre Mundwinkel hochzieht und so ein Lachen erzwingt.

Hier beginnen die Bilder zu kippen sich anzustecken: Der Titel fällt auf das Fleischstück in den Armen der Frau. Posiert sie mit einem glücklichen Baby? Oder ist die gezwungen lächelnde junge Frau das Happy Baby? Der Titel nimmt auf eine Yogahaltung Bezug, die im Zusammenhang mit den Nähmaschinenrhythmen und den Keramikpollern auch Bilder einer lieblosen und gewaltsamen Sexualität evozieren kann. Die glasierten Poller erscheinen unter dem Rhythmus leicht als monströse Phalli, wie von Dinosauriern. Das tote Stück Fleisch wie ein Relikt aus verletzender Sexualität. Eine liebevolle Gestaltung, das tiefe, traumnahe Blau mit den Plüschtigern hingegen erweckt im Zusammenspiel mit den Gewalt evozierenden Bildelementen den bestürzenden Eindruck, in eine gebrochene Seelenlandschaft mit kindlichen Zügen zu schauen, in der Kippbilder als Teil natürlicher Verdrängungsmechanismen erscheinen, zugleich die Erinnerungen an erfahrene Gewalt flashbackartig an Verbindungen von Geräusch und alltäglichen Gegenständen lebendig werden können.

Friedrich Hausen
Skizze Happy Baby Pose

Installation (Mixed Media), Zeitraffer-Videoloop, Sound

Video ca. 15 min (Loop), Maße Kathedrale: 6 x 3 x 4 m

Ausstellungsansicht: TERRITORIEN 2.0
Oktogon, Kunsthalle der HfBK Dresden

Fotos: © Selin Acarbaş, © Knuth Klaßen

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